Wenn du an meiner Seite bist by Hepworth Sally

Autor:Hepworth, Sally [Hepworth, Sally]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-12-09T16:00:00+00:00

15. Kapitel

»Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen.«

Marie-Antoinette

Am nächsten Morgen meldete Cate sich wieder krank. Und zwar persönlich.

»Jumelles, bonjour?«

»Bonjour, Marie-Claude. Ich bin’s, Cate.«

»Bonjour, Cate!« Sie klang merkwürdig freundlich. »Geht es dir besser?«

»Hm, eher nicht.« Cate brachte einen Hustenanfall zustande und zog mehrmals die Nase hoch. »Mir geht es immer noch nicht gut.«

»Schade. Kümmert sich dein Freund um dich?«

Anscheinend meldete sich Marie-Claudes freundlicher Zwilling zurück, und Cate spürte, dass sie auf das Thema ansprang. Jérôme. »Ja, das tut er.«

»Schön. Am besten bleibst du die ganze Woche im Bett, sonst steckst du noch das halbe Restaurant an. Ich sage Benoît und dem Koch Bescheid. Au revoir.«

Wie sie es auch drehte und wendete, Cate konnte sich keinen Reim darauf machen. Sie nahm es einfach so hin und freute sich natürlich über die freie Woche. Und sie würde Marie-Claudes Rat beherzigen und die ganze Woche im Bett verbringen. In Jérômes Bett.

Die endlose Achterbahn von Sex und noch mal Sex lenkte Cate von der Tatsache ab, dass sie seit ihrem Streit nichts mehr von Céline gehört hatte. Aber sie vergaß es nicht völlig. Sie und Céline redeten oft tagelang nicht miteinander, ohne daraus eine große Sache zu machen. Doch diesmal war es anders. Merkwürdig. Mit dem Gefühl, sie diesmal nicht anrufen zu können, kam sich Cate sehr allein vor. Dabei war sie gar nicht allein. Tatsächlich lag sie eng in die Arme eines großartigen Mannes geschmiegt. Und der war ein verdammt guter Trostpreis.

»Du warst letzte Nacht so schnell weg«, sagte er, als sie sich in die Augen sahen. »Habe ich dich verärgert?«

»Nein.«

Er wartete ab. Cate seufzte.

»Es ist nur … Mir fällt es einfach schwer, mich anderen Menschen zu öffnen.« Sie lächelte ihn an. »Schließlich bin ich Britin.«

»Aber warum? Hast du Angst?«

Cate ahnte, dass die Frage auf ein Beziehungsgespräch hinauslief, aber sie fand nicht die Kraft, die zwischen ihnen entstandene Intimität aufzuhalten. Jérôme war so viel mehr als ein gut aussehender Mann und unglaublicher Lover. Er war rücksichtsvoll, anteilnehmend, liebenswürdig und witzig. »Ja«, gab sie zu, »das hab ich.«

Jérôme nickte, und sie rechnete ihm hoch an, dass er nicht weiter nachfragte. Er sagte nur: »Ich kenne ein Mittel dagegen«, griff nach dem Laken und zog es über ihre Köpfe.

»Was machst du da?«, fragte Cate und grinste.

»Ich nehme dich mit in die Höhle«, sagte er. »Dahin gehe ich immer, wenn ich Angst habe.«

Cate kicherte, als die matte Beleuchtung durch das gespannte Laken fiel und einen warmen, gemütlichen Glanz schuf. »Es ist schön hier«, sagte sie und ließ zu, dass er seine kräftigen Arme eng um sie schlang. »Ich kann es gar nicht fassen, dass ich bis jetzt nichts von der Höhle wusste.«

»Meine Mutter hat sie erfunden, als ich noch klein war und Angst vor Monstern in meinem Zimmer hatte. Sie sagte, dass die Höhle immer ein sicherer Ort ist, und bis jetzt hat sie recht behalten.« Er sah Cate etwas verschämt an. »Weißt du, bis jetzt habe ich noch nie jemanden in die Höhle eingeladen.«

»Ich fühle mich geehrt«, sagte Cate, wegen seines kindlichen Geständnisses zu Tränen gerührt.

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